
Hochwertige mechanische Uhren zeichnen sich nicht nur durch hohe Präzision und anspruchsvolles Design aus, sondern auch durch technische Innovationen wie eine besonders lange Gangreserve. Die Gangreserve bestimmt, wie lange eine Uhr läuft, ohne aufgezogen zu werden, bevor die in der Schlagfeder gespeicherte Energie aufgebraucht ist. Während diese bei Standarduhren oft 40 bis 50 Stunden beträgt, erreichen Topmodelle renommierter Marken durch innovative Technik Laufzeiten von mehreren Tagen oder sogar einem ganzen Monat. Viele Modelle sind mit einer Gangreserveanzeige ausgestattet, die darüber informiert, wann die Uhr mit frischer Energie versorgt werden muss.
Wie funktioniert ein mechanisches Uhrwerk und was ist die Gangreserve?
Die Funktionsweise rein mechanischer Kaliber basiert auf zahlreichen Komponenten, die präzise ineinander greifen. Ein wichtiger Teil des Mechanismus ist die Schlagfeder, eine spiralförmige Metallfeder, die als Energiespeicher dient. Beim Aufziehen des Uhrwerks wird die Feder gespannt und gibt anschließend die gespeicherte Energie frei. Diese Energie wird über das Räderwerk auf die Hemmung übertragen, wo sie vom Hemmungsmechanismus an das Ankerrad abgegeben wird. Diese wiederum hält die Unruh in Bewegung, während eine Spiralfeder für eine konstante Frequenz der Unruh sorgt. Das Räderwerk überträgt die Energie dann auf die Zeiger. Als Gangreserve bezeichnet man die Zeitspanne, die die Feder benötigt, bis sie nach dem vollständigen Aufziehen vollständig entspannt ist. Diese Dauer hängt von der Federlänge und -stärke sowie dem Wirkungsgrad des Räderwerks und der Frequenz der Unruh ab. Längere Zugfedern, präzise Räderwerke und niedrigere Unruhfrequenzen tragen zu einer längeren Gangreserve bei. Bei besonders aufwändigen Modellen werden mehrere Federhäuser parallel eingesetzt, wodurch beeindruckend lange Gangreserven erreicht werden. Lesen Sie zum Thema auch den ausführlichen Artikel „Was ist die Gangreserve einer Uhr?“ von René Herold. In diesem Artikel stellen wir fünf beliebte Uhren vor, die sich durch eine außergewöhnlich hohe Gangreserve auszeichnen.
Uhren mit hoher Gangreserve
- IWC Portugieser Automatic 42 – sieben Tage Gangreserve
Diese Liste beginnt mit dem Modell Portugieser Automatic 42 der Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC. Die im Jahr 2000 erstmals lancierte Uhr ist entweder mit Edelstahl- oder Roségoldgehäuse erhältlich. Zudem bietet IWC verschiedene Zifferblattfarben an. Allen Varianten gemein ist ein 42,4 mm großes und 12,9 mm hohes Gehäuse, in dem das IWC-Manufakturkaliber 52011 arbeitet. Ein Beispiel dafür ist die Edelstahlvariante Ref. IW501701. Dieses Modell besitzt ein silbernes Zifferblatt und ein schwarzes Armband aus Alligatorleder. Das Kaliber 52011 verfügt über eine Gangreserve von sieben Tagen bzw. 168 Stunden. Möglich machen das ein doppeltes Federhaus und der Pellaton-Aufzug mit Zirkonoxid-Keramik-Komponenten, bei dem statt eines Kugellagers oder Zahnrads eine exzentrisch gelagerte Scheibe das Zentrum des Rotors bildet. Die Unruhfrequenz des 52011 liegt bei 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). Wie viel Energie den Antriebsfedern noch bleibt, können Sie an der Gangreserveanzeige bei 3 Uhr auf dem Zifferblatt ablesen. Auf Chrono24 können Sie ein neuwertiges Modell dieser IWC Portugieser Automatic 42 für rund 12.400 Dollar kaufen. Das Roségold-Modell (Ref. IW501707) ist mit rund 24.000 Dollar deutlich teurer.IWC Portugieser Automatic 42 - Panerai Luminor 1950 10 Days GMT – Zehn Tage Gangreserve
Eine Gangreserve von sieben Tagen ist beeindruckend, aber zehn Tage sind noch beeindruckender. Uhren aus der Luminor 1950 10 Days GMT-Reihe von Panerai, einem Schweizer Hersteller mit italienischen Wurzeln, bieten genau das. Für diese Liste schauen wir uns das Modell PAM 00335 genauer an. Wie für Panerai typisch, ist das Gehäuse mit einem Durchmesser von 44 mm großzügig bemessen. Es besteht aus schwarzer Keramik und verfügt über den für Panerai charakteristischen Kronenschutz, der die Uhr noch massiver erscheinen lässt. Neben dem Gehäuse sind auch das Zifferblatt und das Kautschukarmband schwarz, was der Uhr einen auffallend dunklen Auftritt am Handgelenk verleiht. Das Panerai-Manufakturwerk P.2003 sorgt für eine Gangreserve von 240 Stunden, wobei insgesamt drei Federhäuser für das Durchhaltevermögen des Uhrwerks verantwortlich sind. Die Gangreserveanzeige befindet sich oberhalb von 6 Uhr. Die P.2003 zeichnet sich außerdem durch eine Glucydur-Unruh aus, die mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde schwingt. Das KIF-Parechoc-Stoßsicherungssystem sorgt zudem dafür, dass die PAM 00335 auch heftigen Stößen standhält. Die Panerai Luminor 1950 10 Days GMT ist in neuwertigem Zustand auf Chrono24 für durchschnittlich rund 9.700 Dollar erhältlich. - Oris Pro Pilot Caliber 111 – Zehn Tage Gangreserve
Auch der Hölsteiner Uhrenhersteller Oris bietet Zeitmesser mit einer Gangreserve von 10 Tagen an. Darunter befindet sich auch die Pro Pilot Caliber 111, eines der früheren Modelle der Pro Pilot Kollektion. Das Modell ist in den Zifferblattfarben Grau (Ref. 01 111 7711 4163-Set 8 22 19) und Blau (Ref. 01 111 7711 4165-Set 8 22 19) erhältlich, jeweils an einem dreigliedrigen Edelstahlarmband. Mit einem Gehäusedurchmesser von 44 mm und einer Höhe von rund 14 mm ist die Edelstahluhr für eher kräftige Handgelenke ausgelegt. Wie für die Pro Pilot Serie typisch, verbindet auch diese Variante klassisches Fliegeruhrendesign mit zeitgenössischer Ästhetik. Diese Kombination spiegelt sich auf dem Zifferblatt mit klar lesbaren arabischen Stundenindizes, einer kleinen Sekundenanzeige bei 9 Uhr mit integriertem Datum sowie einer Gangreserveanzeige bei 3 Uhr wider. Herzstück der Uhr ist das namensgebende Oris Calibre 111 Manufakturwerk mit Handaufzug. Die hohe Gangreserve von zehn Tagen erreicht Oris durch eine besonders lange Schlagfeder und eine reduzierte Unruhfrequenz von nur 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). Der Preis für eine hervorragend erhaltene Oris Pro Pilot Calibre 111 liegt bei Chrono24 bei knapp über 4.100 Dollar. - Hublot Big Bang Meca-10 – Zehn Tage Gangreserve
Die Schweizer Luxusuhren-Ikone Hublot bietet in ihrer Big Bang Meca-10-Kollektion eine ganze Reihe anspruchsvoller Zeitmesser an, die mit dem Manufakturwerk HUB1201 ausgestattet sind. Das Kaliber HUB1201 ist ein innovatives Handaufzugswerk, das – wie der Name der Kollektion schon vermuten lässt – über eine Gangreserve von zehn Tagen verfügt. Dieser hohe Wert wird durch zwei Federhäuser und eine reduzierte Unruhfrequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde erreicht. Das Uhrwerk ist aufwendig skelettiert, so dass der Mechanismus inklusive Brücken und Räderwerk durch das Glas sichtbar ist. Die Gangreserveanzeige befindet sich bei 6 Uhr und wird über ein mechanisches Zahnstangensystem angezeigt. Das HUB1201 wird unter anderem in der Big Bang Meca-10 Unico Titanium Ref. 414.NI.1123.RX verwendet. Das 45 mm große achteckige Gehäuse dieses Modells besteht aus Titan und hat den typischen Hublot-Bullaugen-Look mit sichtbaren Zierschrauben auf der Lünette. Dieses Modell ist ungetragen für rund 18.700 Dollar zu haben. - A. Lange & Söhne Lange 31 Ref. 130.025F – 31 Tage Gangreserve
Was kann man in 744 Stunden nicht alles schaffen? Das entspricht einem 31-tägigen Monat und der unglaublichen Gangreserve der A. Lange & Söhne Lange 31 (Ref. 130.025F). Dieses exklusive, auf 100 Exemplare limitierte Weißgoldmodell der Glashütter Luxusuhrenmanufaktur ist die weltweit erste mechanische Armbanduhr mit einer derart langen Gangreserve. Im Gehäuse der 45,9 mm großen Lange 31 arbeitet das Handaufzugs-Manufakturkaliber L034.1. Bei dem Kaliber handelt es sich um ein „Nachspannwerk“, das trotz seiner enormen Gangreserve mit lediglich zwei Federhäusern auskommt. Das Funktionsprinzip des Uhrwerks ist ebenso raffiniert wie effektiv. Eine kleine Hilfsfeder zwischen den besonders langen Schlagfedern und dem Räderwerk sorgt für die nötige Energie. Die Hilfsfeder selbst wird über die Schlagfedern (nach)gespannt und überträgt ihre Kraft wiederum auf das Räderwerk. Die Unruhfrequenz der L034.1 beträgt 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (A/h). Die Zifferblattgestaltung ist typisch für Lange & Söhne. Unterhalb von 10 Uhr befindet sich ein Großdatum, während bei 6 Uhr eine kleine Sekundenanzeige zu finden ist. Zwischen 2 und 4 Uhr dominiert die Gangreserveanzeige das Zifferblatt. Die Lange 31 ist auf Online-Marktplätzen selten und wird zu Preisen von über 90.000 Dollar angeboten.